Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Landesverband Baden-Württemberg e. V.

Rettet die Kastanie

Jeden Herbst veranstaltet die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bundesweit ihre Kastanienlaub-Sammelaktion unter dem Motto "Rettet die Kastanie!". Die Aktion wird bundesweit durch die SDW-Landes- und Kreisverbände initiiert und koordiniert und unter maßgeblicher Mitwirkung von Schulen, Kindergärten, aber auch Vereinen und Organisationen, durchgeführt. Ihr Zweck ist es, die Ausbreitung der Kastanien-Miniermotte einzudämmen.

Das Absammeln und Vernichten des Laubs und den im Laub versteckten Larven ist momentan die einzige wirksame Methode, die Rosskastanie vor weiterer Schwächung zu bewahren.

Informationen zur Organisation einer Kastanienlaub-Sammelaktion

Sie möchten gerne mit Ihrer Kindergartengruppe, Ihrer Schulklasse, Ihrem Verein oder zusammen mit anderen engagierten Menschen an der Aktion teilnehmen? Sie brauchen aber noch Informationen zur Organisation? Hier finden Sie die Antworten auf die häufigsten Fragen:

1. Wo findet man Roßkastanienbäume (Aesculus hippocastanum), denen durch das Absammeln der Blätter geholfen werden kann?
Im öffentlichen Raum können Sie bei Ihrer Wohnortgemeinde nachfragen. Denn oft wurde die Roßkastanie wegen ihrer Widerstandsfähigkeit und den schönen Blüten entlang von Straßen und in Parks gepflanzt.

Wenn Sie auf öffentlichen oder privaten Flächen sammeln möchten: Fragen Sie als erstes den Grundstücksbesitzer!

2. Welche Ausrüstung benötigen wir?
Als Ausrüstung verwenden Sie am besten Laubrechen, bei größerem Laubanfall kann zum Transport eine Schubkarre nützlich sein. Ferner benötigen Sie Säcke aus reißfestem Papier; zur Not (und v.a. bei feuchtem Wetter) Plastiksäcke (Müllsäcke).

Wenn Sie die Aktion mit kleineren Kindern durchführen möchten, achten Sie auf kindgerechtes Werkzeug und wetterangepaßte Kleidung und Schuhe.

3. Wo kann ich das gesammelte Laub abgeben?
Das Laub kann beim lokalen Müllentsorger als Grüngut zur professionellen Entsorgung abgegeben werden. Zum Beispiel wird im Rems-Murr-Kreis jährlich zwischen dem SDW-Kreisverband und den Städten und Gemeinden vereinbart, dass das gesammelte Kastanienlaub in Säcken - nach vorheriger Absprache (Ort, Zeitpunkt) - von den kommunalen Bauhöfen abgeholt wird.

Bitte beachten Sie: Auch Laub ist Abfall im Sinne des Gesetzes und darf nicht an anderem Ort im Wald oder auf Grünflächen ausgebracht werden. Es sollte keinesfalls selbst kompostiert werden, da dies dem Zweck der Aktion zuwiderläuft (Schmetterlingspuppen werden nicht abgetötet)!

4. Wohin kann ich mich wenden, wenn ich an der Kastanienlaub-Sammelaktion teilnehmen möchte?
Die Kastanienlaub-Sammelaktion ist eine jährliche bundesweite Aktion der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Daher kann ihnen der SDW-Bundesverband, Ihr zuständiger Landesverband oder Ihr Kreisverband Auskunft darüber geben, ob und von wem die Aktion bei Ihnen vor Ort koordiniert wird.

Sollte die Aktion bei Ihnen vor Ort von niemandem koordiniert werden, können Sie mit Hilfe der Informationen auf unserer Webseite selbst aktiv werden!

Hintergrundinformationen

Die Kastanienminiermotte

Kastanienblätter mit Flecken oder braune, eingerollte Blätter weit vor dem Herbst – so haben Sie bestimmt schon die Kastanienbäume in Ihrer Stadt gesehen. Schuld daran ist die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella), ein Kleinschmetterling aus der Familie der Miniermotten.

Herkunft der Motte

Eine jahrzehntelange Debatte fand Mitte 2011 ihr Ende. Die Miniermotte stammt nicht, wie oft vermutet, aus Südostasien, sondern aus unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans. Erstmals wurde die kleine, aber hoch invasive Kastanienminiermotte 1984 an kultivierten Rosskastanien um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. Daraus leitet sich auch der wissenschaftliche Name Cameraria ohridella ab. 1986 wurde die Art in einer neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben. Seit 1989 erobert die Miniermotte, einer Invasion gleich, fast ganz Europa.

In Deutschland hat sich die Motte über Bayern und Baden-Württemberg mit einer Geschwindigkeit von ca. 70 km pro Jahr ausgebreitet und ist seit 2003 auch in den nördlichen Bundesländern anzutreffen. Vergleichbar mit Ausbreitungsmustern bei Epidemien ist das Auftreten zuerst an Autobahnen und einigen Bahnstrecken beobachtet worden. Diese Miniermotte hat sich vor allem auf die Rosskastanie als ihre "Kinderstube" spezialisiert. Der Schmetterling legt seine Eier auf der Oberseite der Blätter ab. Nach dem Ausschlüpfen der Raupen bohren sie sich in die Blätter und beginnen dort einen ca. 1 bis 2 mm langen Fraßgang anzulegen - sie minieren. Wenn die Raupen älter werden, wird die Mine fast kreisrund ausgebaut. Dort spinnen sie sich zur Puppe ein und entwickeln sich in ca. zwei Wochen zum Schmetterling.

Larve der Miniermotte

Pro Jahr kann es zu drei bis vier Generationen kommen. Aus jedem Gelege schlüpfen rund 40 Raupen. Ein Mottenweibchen der ersten Generation kann theoretisch - mit ihren "Kindern" und "Kindeskindern" - mehrere tausend Nachkommen pro Jahr haben.

Erste Spuren zeigen sich rund einen Monat nach dem Austreiben der ersten Kastanienblätter. Wenn die Larven anfangen zu minieren, dann erkennt man die Gänge als weiße "Striche" in den Blättern. Die Larven fressen in den Kastanienblättern die Chloroplasten (die Blattgrünspeicher). Später kommt es zur Braunfärbung der Gänge, die sich auf das ganze Blatt ausdehnen kann. Bei stark befallenen Bäumen kann es bereits im Juli zum Blattabfall kommen. Damit ist die zum Leben notwendige Photosynthese für den Baum frühzeitig beendet.

Geschädigtes Blatt durch die Miniermotte: Das bislang wirksamste Mittel gegen die Vermehrung der Miniermotte ist das zügige Beseitigen des Herbstlaubes. Denn die letzte Generation der Kastanienminiermotte überwintert in den Kastanienblättern. Im Frühling steigen hieraus die ersten Schmetterlinge wieder auf und der Kreislauf beginnt von Neuem. Interessant ist, dass ein Befall immer zuerst an den unteren Blättern festgestellt wird. Erst im Laufe des Jahres legt die Miniermotte ihre Eier auf die höher gelegenen Blätter im Baum ab. Da noch nicht vollkommen ausgeschlossen werden kann, dass die Kastanienminiermotte auch im Boden überwintert, empfiehlt es sich, das Kastanienlaub unmittelbar nach dem Abfallen zu entfernen. Das Laub sollte verbrannt, mindestens mit 30 cm Erde bedeckt oder einer professionellen Kompostierung (nicht zu Hause!) zugeführt werden. Da dem Baum durch Abharken der abgefallenen Blätter der Frostschutz am Boden genommen wird, ist es empfehlenswert, in privaten Gärten den letzten Rasenschnitt unter dem Baum zu verteilen. Auf diesem Weg kann man zumindest eine evtl. auch zwei Generationen an "seinem" Kastanienbaum stark eindämmen. Denn die Kastanienminiermotte muss erst wieder von nicht gepflegten Bäumen einfliegen.

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